LKZ 28.4.2009

Posted by Rolf Beuchert Category: Konzertkritiken


Ob Orgel oder Pauke: Junge Musiker brillieren mit Virtuosität
Das Rutesheimer Kammerorchester und Solisten geben in der katholischen Kirche St. Raphael ein Konzert

Rutesheim. Vom Können junger musikalischer Talente hat sich das Publikum am Sonntagabend in der recht gut besuchten katholischen Kirche St. Raphael überzeugen können: Das Rutesheimer Kammerorchester und Solisten konzertierten unter der Leitung von Rolf Beuchert.

Von Alexander Walther

Der Konzertabend wurde glanzvoll mit Georg Friedrich Händels Konzert für Orgel und Orchester d-Moll op.7 Nr.4 eröffnet, bei dem Vanessa Bosch als virtuose Solistin und mehrfache „Jugend musiziert“-Preisträgerin hervorstach. Pulsierende Akkordketten erfüllten hier den harmonischen Ablauf mit kunstvollem Leben. Frisch und resolut boten das Orchester und die 1984 geborene Organistin, deren erstes Instrument das Klavier war und die beim früheren Leonberger Bezirkskantor Christoph Martin Orgelunterricht hatte, ein abwechslungsreiches Frage- und Antwortspiel, dessen elektrisierende Vitalität rasch auf das Publikum übersprang. Nirgends verlor dieses Werk seine optimistische Leuchtkraft, schwungvoll wurden die rhythmischen Widerborstigkeiten herausgearbeitet. Aber auch die fein ausschwingende Melodie des Adagios kam nicht zu kurz.
Bei Johann Sebastian Bachs Konzert für Violine und Streicher a-Moll BWV 1041 imponierte der Geiger Hendrik Rahn als Solist. Er ist schon seit vielen Jahren Konzertmeister des Rutesheimer Kammerorchesters. Das selbstbewusst-energische Thema setzte sich mit starkem Stimmungsausdruck durch. Die Solovioline zeigte bei Rahns subtiler Interpretation aber auch schmerzliche Züge. Das ostinat behauptende Bassthema arbeitete Rolf Beuchert mit dem Kammerorchester ausgezeichnet heraus. Über diesem seltsam bohrenden Bassmotiv entfalteten sich die Kantilenen der Solovioline voller Intensität. Die Neigung zum Fugato trat beim Allegro assai als spielerisch-lockerem Schluss-Satz geradezu atemlos hervor.
Eine Entdeckung konnten die Zuhörer bei Ottmar Gersters reizvollem „Capricietto“ für vier Pauken und Streichorchester aus dem Jahr 1932 machen. Gerster, ehemals Vorsitzender des Komponistenverbandes der DDR, ist heute so gut wie vergessen, trug aber mit seiner Oper „Enoch Arden“ zum Opern-Verismus bei. Bei der Rutesheimer Aufführung stand der 1991 geborene Jan Staubach, Schüler am Leonberger Albert-Schweitzer-Gymnasium, als begabter Paukist im Mittelpunkt. Pizzicato- und Tremolo-Passagen der Streicher sowie dynamische Zwischentöne betonte das Rutesheimer Kammerorchester unter der anspornenden Leitung von Rolf Beuchert glanzvoll und ausgesprochen präzis. Und Jan Staubach entfachte bei den Staccato-Attacken der Pauken ein rasantes spieltechnisches Feuer.
Zum Abschluss überraschten die beiden Solisten Hendrik Rahn (Violine) und Tatjana Vilz-Beck (Viola) bei der Sinfonie g-Moll von Johann Baptist Vanhal, einem Komponisten der „Frühen Wiener Schule“. Anklänge an Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart waren unüberhörbar. Ein sphärenhafter Zauber breitete sich über dem Orchesterteppich aus, der diesem „Sturm und Drang“-Werk einen ganz eigenen Klang gab. Und das Rutesheimer Kammerorchester zeigte wieder einmal seine Perfektion.

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