Hymnische Ausbrüche befreien
RUTESHEIM – Wieder einmal bewies das Rutesheimer Kammerorchester unter der impulsiven Leitung von Rolf Beuchert seine besonderen spieltechnischen Fähigkeiten im gut besuchten Festsaal am Samstag.
Von Alexander Walther
Bei Edward Elgars Serenade für Streichorchester op. 20 zeigten die voluminös geführten Streicher schwärmerisches Ausdrucksvermögen. Rolf Beuchert betonte als umsichtiger und stets auf Miniaturen und ihre Details achtender Dirigent die elegischen Melodiebögen und klassizistischen Formen. Er ließ Einflüsse von Richard Strauss oder Claude Debussy durchaus gelten. Hymnische Ausbrüche hatten bei dieser stürmischen Wiedergabe etwas ungemein Befreiendes.
Jan Jacob, der zurzeit die 13. Klasse am Johannes-Kepler-Gymnasium Leonberg mit Neigungsfach Musik besucht und 2001 beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ mit dem Leonberger Klavierquartett einen ersten Preis auf Landesebene erzielte, zeigte bei Georg Philipp Telemanns Konzert für Viola und Streichorchester in G-Dur eine reife Leistung. Den kontrapunktischen Strukturen und der fasslichen Melodik wurde er mit großem Einfühlungsvermögen gerecht. Das Orchester ließ den Zusammenhang der einzelnen Sätze hörbar werden. Affektbetonte und konzertant-spielerische Passagen gingen nahtlos ineinander über, sorgten für ständige dynamische Bewegung, die sich bei den Zuhörern tief einprägte. Wie sehr Telemanns Ruf als Komponist anspruchsloser und stereotyper Blockflötensonaten nicht gerechtfertigt ist, machte Jan Jacob als versierter Solist deutlich. Er gewann seinem Instrument immer neue Nuancen und Klangfacetten ab.
Einen hervorragenden Eindruck gewann man ferner von Paul Hindemiths Trauermusik für Bratsche und Streichorchester, wo wiederum der begabte Jan Jacob vom Orchesterbett einfühlsam getragen wurde. …
Das Rutesheimer Kammerorchester unter der Leitung von Rolf Beuchert zeigte abschließend bei Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie Nr. 36 C-Dur KV 425, der so genannten „Linzer Symphonie“, eine ausgezeichnete Leistung. …