Klang und Geist vereint
Rutesheim Grazie und Pathos: Das Kammerorchester gastiert in der katholischen Kirche St. Raphael.
Alexander Walther
Das Konzert begann mit der subtilen Wiedergabe von Johann Sebastian Bachs Sinfonia für Orgel und Orchester aus der Kantate 146 durch das Rutesheimer Kammerorchester unter der Leitung von Rolf Beuchert. Der Orgelsolist Nathan Degrange-Roncier arbeitete die kontrapunktischen und chromatischen Strukturen dieses Werkes präzis heraus. Klang, Natur und Geist schienen sich bei dieser konzentrierten Wiedergabe in bemerkenswerter Weise zu vereinigen, die Skala zwischen feierlichem Ernst und idyllischer Lieblichkeit genau durchschritten.
Von Antonio Salieri erklang dann die Sinfonia Veneziana mit geradezu geheimnisvoller Durchsichtigkeit und starkem klangfarblichen Ausdruck. Dem Dirigenten Rolf Beuchert gelang es zusammen mit dem Rutesheimer Kammerorchester, die geheimnisvollen thematischen Verbindungen dieses Werkes offenzulegen. So offenbarte sich nicht nur im Mittelsatz Andantino grazioso ein bemerkenswerter melodischer Reichtum, der die Zuhörer betörte. Virtuose Passagen, imitatorische Formen und ein charakteristischer Tanzrhythmus verblüfften die Ohren. Rolf Beuchert besaß einen genauen Blick für das italienische Melos und die reichhaltige Tonsprache Antonio Salieris.
Beim Hauptwerk des Abends gestaltete Elena Graf (Violine) und Madeleine Przybyl (Viola) vom Staatsorchester Stuttgart in großartiger Weise zusammen mit dem ausgezeichneten Rutesheimer Kammerorchester die Konzertante Symphonie für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364 von Wolfgang Amadeus Mozart. Wie stark hier das aus dem Barock übernommene Prinzip von Concertino und Concerto grosso mit der Form der Symphonie verschmolzen wird, machte diese ausgefeilte Wiedergabe sehr gut deutlich. Das Formale und Thematische wurde hier von dem Dirigenten Rolf Beuchert sehr genau herausgearbeitet. Das Orchester wirkte erstaunlich aufgelockert. Mit achtsamer Geschmeidigkeit wurden die zartesten Einzelheiten aufgenommen, was Elena Graf und Madeleine Przybyl ausdrucksstark betonten. So wurde der Dialog mit den konzertierenden Solistinnen sehr elastisch geführt.
Deutlich dunkler und weicher als sonst wirkte dabei die Besetzung mit Oboen, Hörnern und Streichern. Die „Zauberflöten“-Tonart Es-Dur gab dem Ganzen dann seine besondere Feierlichkeit. Mit elastischer Energie kam das Kopfthema des Allegro maestoso daher und auch das Seitenthema hellte sich auf. Mit fast schmerzlicher Tiefe wurde dann das Andante gestaltet. Und im Schluss-Presto kam es zu zahlreichen aufregenden klanglichen Überraschungen.
(Text gekürzt)