LKZ 20.3.1990: Telemann, Pimpinone – Oper

Posted by Rolf Beuchert Category: Konzertkritiken

Vespetta als Hausdrachen
Oper durch Kammerorchester aufgeführt – Mehrfach Szenenbeifall

RUTESHEIM (khk) – Zum dritten mal war die Festhalle Rutesheim unlängst Schauplatz der Aufführung einer Oper, inszeniert vom Kammerorchester Rutesheim unter der musikalischen Leitung von Rolf Beuchert. „Pimpinone“ oder „Die ungleiche Heyrath“, so der Titel des lustigen Zwischenspiels in drei Teilen, ein Libretto nach Pietro Pariati von Johann Philipp Praetorius. Die Musik dazu schrieb Georg Philipp Telemann.

Die Handlung des musikalischen Bühnenwerks: Kammermädchen Vespetta trifft auf den alten, etwas einfältigen, aber steinreichen Junggesellen Pimpinone und tritt in seinen Dienst. Vespetta wickelt Pimpinone um den Finger und handelt für die Heirat einen hohen Brautschatz aus. Nach der Eheschließung wandelt sich Vespetta zum Hausdrachen und handelt nach Lust und Laune. Der arme Pimpinone steht den Launen seines lebensfrohen früheren Kammermädchens schließlich hilflos gegenüber, denn im Falle einer Scheidung würde er den Brautschatz verlieren.

Mit Regina Marheineke gelang es dem Kammerorchester, für die Rolle der Vespetta eine hochkarätige Solistin zu verpflichten, die schon an vielen Bühnen und internationalen Opernhäusern gastiert hat. Seit 1973 ist sie als Koloratur- und lyrischer Sopran an der Württembergischen Staatsoper verpflichtet und wurde dort 1984 zur Kammersängerin ernannt. Seit 1987 unterrichtet sie Gesang an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst.
Tero Hannula überzeugte in der Rolle des einfältigen, tapsigen Pimpinone. Seit 1982 Mitglied an der Stuttgarter Staatsoper hatte der Sänger große Erfolge unter anderem als „Papageno“ und als „Graf Almaviva“ in Mozarts „Hochzeit des Figaro“.

Georg Philipp Telemann zählt zu jenen Komponisten, die man nicht ohne weiteres an ihrer Handschrift erkennt. Zwar lag der Schwerpunkt seines ungewöhnlich reichhaltigen musikalischen Schaffens im Bereich der geistlichen Musik. Er war eng mit seinen Zeitgenossen Händel und Bach befreundet. Doch neben zahlreichen anderen Werken wird auch in der Musik zu „Pimpinone“ die flüssige Schreibweise Telemanns deutlich. Herausragendes Merkmal seines musikalischen Werkes ist seine ausgeprägte Fähigkeit, sich allen Stilarten (er bevorzugte allerdings die französische) anzupassen.

Die dritte Aufführung eines musikalischen Bühnenwerks in Rutesheim war eine Inszenierung, die beim Publikum ungemein gut ankam. Mehrfach durch Szenenbeifall des begeisterten Publikums unterbrochen, mußten Orchester und Solisten öfters neue Einsätze finden. Dankbar nimmt das musikinteressierte Publikum immer wieder die Gelegenheit wahr, auch außerhalb der großen (und teuren) Musentempel musikalische Darbietungen dieser und ähnlicher Art zu besuchen. Der große persönliche Einsatz der Beteiligten und die Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung von Gemeinde und örtlichem Gewerbe sind deshalb nur zu begrüßen.

Beifall und Begeisterung in der Rutesheimer Festhalle: Die Oper „Pimpinone oder Die ungleiche Heyrath inszeniert vom Kammerorchester Rutesheim, gefiel den Zuschauern bestens.

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