„Die Magd als Herrin“
Opernabend mit dem Ruteshelmer Kammerorchester in der Stadthalle
RUTESHEIM (rüm) – Das Opern-Intermezzo „La Serva Padrona“ (Die Magd als Herrin) von Giovanni Battista Pergolesi fand begeisterte Aufnahme beim Publikum. Großen Personalaufwand gab es nicht, weder Chor noch Ballett traten auf, es waren nur drei agierende Personen, eine bis auf ein paar Grunz-und Brummlaute völlig stumm.
Blieben nur zwei zum Singen, aber wie sie sangen, das war ein Genuß. Ähnlich wie der Leporello in Mozarts Don Giovanni hatte sich die Serpina in den Kopf gesetzt: „Ich will nicht länger Diener sein!“ Was dem Leporello nicht so recht gelingen mag, das gelingt der durchtriebenen Serpina voll und ganz. Sie wird die Gattin von Don Uberto. Wer hat das alles eingefädelt? Zunächst natürlich Rolf Beuchert, der Dirigent des Rutesheimer Kammerorchesters. Er setzte auf sprühenden Witz und lenkte sein Orchester mit großer Umsicht, er unterstützte die Sänger auf der Bühne, ging auf ihre Impulse ein, begleitete die Rezitative am Cembalo und hatte überhaupt die Idee für einen solchen aparten Opernspaß.
Seine treuen Musikanten an den Pulten, die ohne Bläser agieren mußten, schafften die oft diffizilen Passagen und Begleitfiguren trefflich und mit beachtlicher Reinheit. Die „Hintergrund-Agitatoren“ für Scheinwerfer, Kostüme, Requisiten, Vorhänge verpatzten absolut nichts.
Und nun die drei Hauptakteure von den Württembergischen Staatstheatern Stuttgart. So einen trotteligen Hausdiener wie den Vespone überzeugend zu mimen, das will gelernt sein. Conrad Spitzer brachte die erforderlichen Qualitäten. Die Serpina ist eine Traumrolle für eine begabte Sängerin mit schauspielerischem Talent wie Heidi Brünig.
Absolut schwerster Brocken in diesem Ensemble, Werner Knorr. Als „Urviech auf der Bühne“ mag er nicht gern gelten, aber ein bißchen davon gehört zu seinem Talent. Er spielt den alten Hagestolz, der sich überall im Recht glaubt, juristisch nicht anfechtbar, doch menschlich ein Jammerlappen, ohne Gespür für Zuneigung, mit Verzicht auf angeblich verbriefte Rechte und sein Geld, das schließlich den Frieden des Hauses sichern wird. Besonders köstlich seine Verzweiflungsarie „Ist’s Mitleid, ist’s Liebe?“ Der arme Tor gibt schließlich angesichts des gezückten Säbels vom Capitano Raufbold klein bei und läßt sich von seiner reizenden Serpina die Frage „Sag, was mag das sein?“ mit einem Kuß beantworten.
Zwei Fremdkörper gilt es noch zu erwähnen. Als Einleitungsmusik erklang Pergolesis Sinfonia in D-Dur zu „O’Frate Nammorato“. Ihre drei Sätze erklangen von den Streichern in gepflegter Reinheit und Dynamik. Und da war dann noch die Zwischenmusik zwischen dem ersten und zweiten Akt. Sie stammte von einer gleichnamigen Oper, aber vom Komponisten Giovanni Paisiello. Es ist die reizvolle Arie der Serpin: „Mädchen folgt der Weisheit Lehre“! Die Magd herrschte mit Charme.