Viele feine Nuancen des Ausdrucks
RUTESHEIM – Das Kammerorchester zeigt sich präzise und dynamisch.
Von Alexander Walther
Wieder einmal konnte das Rutesheimer Kammerorchester unter der souveränen Leitung von Rolf Beuchert das Publikum überzeugen. Bei der Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „La ciemenza di Tito“ KV 691 fiel die besondere Charakterzeichnung positiv auf, mit der das Kammerorchester hier aufwartete. Thematische Vielfalt und kontrapunktischer Reichtum traten deutlich hervor.
Gleichzeitig bewies das Orchester unter Rolf Beucherts einfühlsamem Dirigat eine erstaunliche, harmonische Durchsichtigkeit, deren Intensität nie nachließ. Die aus Japan stammende Pianistin Kyoko Sawada begeisterte die Zuhörer dann bei Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr.1 C-Dur op. 15 mit reifer Anschlagstechnik und einer wahrhaft beglückenden spieltechnischen Perfektion, wie man sie bei japanischen Musikerinnen gewohnt ist.
Klarer Tastenanschlag
Das singende, reich verzierte Largo geriet dabei zum Höhepunkt, das mit vielen virtuosen Effekten aufwartete. Besinnliche Ruhe und Schönheit paarten sich mit einem klaren Tastenanschlag. Neben träumerischer Verspieltheit faszinierte hier vor allem die kühne Auseinandersetzung zwischen den Themen, die vor allem im ersten Satz hell aufblitzte.
Etwas von Eulenspiegels Übermut besaß das Schluss-Rondo, dessen gefahrvolle Klippen Kyoko Sawada geschickt umschiffte. Zuletzt war sie dann wieder ganz in ihrem Element und feierte mit dem temperamentvoll begleitenden Orchester ein akustisches Feuerwerk-Fest. Auch die rhythmischen Veränderungen vermochte sie sehr gut nachzuzeichnen. Da gab es auch bei den tänzerischen Seitenthemen hervorragende Passagen, die sich tief ins Gedächtnis eingruben.
Japanische Präzision
Nach ihrem Musikstudium an der Musikhochschule in Rostock trat Kyoko Sawada unter anderem bei den Festspielen in Mecklenburg-Vorpommern auf und unterrichtet als Klavierpädagogin an der Musikschule in Renningen. Seit 2006 lebt sie in Leonberg. Herausragend war dann abschließend die Wiedergabe der Sinfonie Nr. 5 in B-Dur D 485 von Franz Schubert, wo Rolf Beuchert als umsichtiger Dirigent die instrumentale Feingliedrigkeit ausgezeichnet betonte.
Ihre kleine Besetzung ohne Klarinetten und vom Blech nur zwei Hörner deutet an, dass Schubert sie für ein Liebhaberorchester geschrieben hat. Mozart war hier deutlich herauszuhören, lichte Frische und Heiterkeit setzten sich durch. So entspann sich ein geheimnisvolles Zwiegespräch zwischen Violinen und Oboe, später auch der Flöte. Sprudelnde Lustigkeit beherrschte schließlich das rasant-atemlose Finale, wo Beuchert seine Musiker nochmals erheblich anspornte. Das köstliche Kopfthema dieses Allegro-vivace-Finales erinnerte sogar an „Papa Haydn“.