Rutesheimer Kammerorchester
Erstes Konzert im renovierten Schloß
HEIMSHEIM. Hell erleuchtet waren die Fenster im ersten Stock des renovierten Graevenitzschen Schlosses in Heimsheim, wo rund 150 Zuhörer das erste Heimsheimer Schloßkonzert im Schloßsaal verfolgten. Das Rutesheimer Kammerorchester unter Dirigent Rolf Beuchert war zu diesem festlichen Abschluß der dreitägigen Einweihungsfeierlichkeiten aus Anlaß der Übergabe des renovierten Schlosses verpflichtet worden.
Sogar das Trauzimmer mußte geöffnet werden, um den interessierten Zuhörern Platz zu bieten, von denen sogar einige stehend dem Kunstgenuß lauschten. Die geöffneten Flügeltüren zum Schloßsaal hatten den Vorteil, daß im ganzen Graevenitzschen Schloß das Musizieren des gefragten Laienorchesters, das früher schon im benachbarten Schlegler-Kasten aufgetreten ist, zu vernehmen war.
Probe- und Einstimmungslokal waren die Räume des Notars. Beim anschließenden Konzert mit Werken von Haydn, Fasch, Bartók und Mozart (Dirigent Beuchert: „Leichte Kost“) konnte man sich von der guten Akustik des Schloßsaales überzeugen.
An eine Fortsetzung derartiger Festveranstaltungen, die erste hatte bei den Besuchern helle Begeisterung ausgelöst, sei gedacht, war von Bürgermeister Manfred Pfisterer am Rande des festlichen Schloßkonzertes zu erfahren. „allerdings nur in unregelmäßigen Abständen“. dr
Von Walter Rümelin (gekürzt):
Festliche Einweihungsmusik
Konzert des Rutesheimer Kammerorchesters im Graevenitz’schen Schloß
HEIMSHEIM – Genau die richtige Musik brachte das Rutesheimer Kammerorchester unter Rolf Beuchert zu Stuckmarmor und Deckengemälde des Schloßsaales mit, gehören doch drei Stücke des Konzerts in die damalige Zeit. Die Rutesheimer durften sich freuen, vor einem sehr aufgeschlossenen Publikum zu musizieren, das der Saal gar nicht fassen konnte. In Nebenräume und Gänge mußte ausgewichen werden und sehr viele mußten sich mit einem Stehplatz begnügen.
Das Orchester spielte zunächst die Ouvertüre zur komischen Oper „Die Welt auf dem Mond“ von Joseph Haydn, die gleichzeitig den ersten Satz zu seiner Symphonie „La Roxolane“ darstellt. Feine dynamische und rhythmische Akzente durchzogen dieses heitere Musizieren. Die zwei Dutzend Musiker füllen den relativ kleinen Saal beim Fortissimo natürlich mit einer Überlautstärke, bei der die fünf Bläser deftig mitwirken, aber das zu ändern entspräche kaum dem Charakter des Orchesters.
Anders gestaltete sich dieses Problem bei Johann F. Fasch. Für sein Lauten-Konzert in d-Moll war die Akustik des Saals gerade richtig. Helmut Rauscher spielte es auf der Gitarre und konnte mit zartesten Tönen aufwarten, weil die wie aus einem Nichts auftauchenden Passagen der Streicher ihm alle Gestaltungsmöglichkeiten offenhielten. Gewiß durften die Streicher beim Tutti auch schön auftrumpfen, aber sie empfanden sich immer als Diener des Solisten. So erhielt vor allem der dritte Satz Klangfarben von nie geahnter Schönheit, die seine im Grunde herbe Konzeption vergessen machten.
Wenn moderne Komponisten ihre Stücke als leicht bezeichnen, muß man das nicht unbedingt glauben. Da liegt allemal soviel Pfeffer und Würze, soviel Witz und Kniff darin, daß ein Musiker schon höllisch aufpassen muß. Aber Rolf Beuchert gibt bei Bela Bartoks „Zehn leichten Stücken“ seinen Musikanten jede erdenkliche Hilfe, vor allem beim oft sehr vertrackten Rhythmus, so daß der Hörer das Spottlied oder die Wehmut oder die abschließende Sackpfeiferweise voll genießt. Das Ganze wäre nicht denkbar ohne die energisch zupackenden Bässe, denen der Musikfreund ein Extralob nicht vorenthalten will.
Die durch eine Verwechslung jahrzehntelang dem Vater Leopold zugeschriebene „Lambacher Symphonie“ entpuppt sich für den aufmerksamen Hörer als ein Werk, das nur der Sohn Wolfgang Amadeus Mozart geschrieben haben kann, denn es geht bei der Durchführung vom ersten Satz quer durch alle Tonarten des Quintenzirkels. Streicher wie Bläser geben ihr Bestes, aber im zweiten Satz Poco Allegretto schaffen es die Streicher allein, ein köstliches Tongemälde zu schaffen, so recht in Beziehung zum köstlichen Saal. Im dritten Satz Menuetto sieht man kaum eine Dirigentenbewegung, die Musiker sind auch ohne sie voll in ihrem Element. Der schnelle Schlußsatz mit seinen jagenden Triolen und kräftigen Kontrasten atmet ein festliches Gepräge, das dieser Einweihung nicht besser hätte zukommen können.