Das Orchester umfängt die träumende Geige
Rutesheim Franziska Kuhlmann hat mit ihrem Violinspiel das Publikum in der ausverkauften Festhalle begeistert.
Von Gabriele Metsker
Applaus, Bravorufe und eine langstielige rote Rose von einem Verehrer hat es für die 20-jährige Franziska Kuhlmann am Samstagabend in der ausverkauften Festhalle gegeben. Bezaubert hat sie die Menschen mit dem Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 D-Dur (KV 216), das Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von 19 Jahren geschrieben hat.
Damit hat das Kammerorchester Rutesheim unter Leitung von Rolf Beuchert wieder einmal einem jungen Talent die Gelegenheit gegeben, ein größeres Werk mit einem veritablen Orchester vor einem größeren Publikum aufzuführen. Franziska Kuhlmann, die an der Musikhochschule München studiert, ist musikalisch ein echtes „Kind der Region“: Geboren wurde sie 1991 in Leonberg und erhielt als Sechsjährige ihren ersten Violinunterricht bei Siegfried Pöllmann an der Musikschule Sindelfingen. Später lernte sie bei Bertram Schade in Leonberg und Detlef Grooß in Mannheim. Während ihrer Schulzeit hat sie sich in den Orchestern der beiden Leonberger Gymnasien und der Jugendmusikschule Leonberg engagiert. Außerdem war sie Konzertmeisterin und Solistin beim Schüler-Sinfonie-Orchester Stuttgart. Zudem war sie von 2001 bis 2010 regelmäßig Mitglied des Landesjugendorchesters Baden-Württemberg.
Die junge Solistin schätzt, wie sie selbst sagt, Mozart als einen Komponisten, der für sie immer wieder überraschend ist und eine Herausforderung darstellt. Seiner Leichtigkeit und Transparenz gerecht zu werden, ist ihr beim Konzert am Samstag sehr ansprechend gelungen. Zierlich und anmutig intonierte sie den ersten Satz des Violinkonzertes, graziös begleitet vom frisch und federnd aufspielenden Kammerorchester.
Intensiv im Ton und mit viel Persönlichkeit erzählte Kuhlmanns Instrument. Feine Nuancen wählte sie für das Adagio mit seinem wiegenden Charakter, der von duftigen Streicher-Pizzikati und einer lyrischen Querflöte (Vivien Heuberger) noch unterstrichen wurde. Hier zeigte das Orchester große Feinfühligkeit beim musikalischen Umfangen der träumenden, manchmal fast ein wenig entrückt wirkenden Violine der jungen Geigerin.
Satter im Ton war dann das Schlussrondo, bei dem Franziska Kuhlmann ihre beachtliche Virtuosität bewies. Hier und da hätte der Ton vielleicht noch ein wenig neckischer, schalkhafter sein können. Insgesamt überzeugte jedoch das bemerkenswert harmonische Zusammenspiel von Solistin und Orchester.
Das Kammerorchester erfreute die Menschen in der Festhalle an diesem Abend mit zwei weiteren, sehr passend ausgewählten Werken: Mozarts Ouvertüre zu der musikalischen Komödie „Der Schauspieldirektor“, 1786 uraufgeführt, die mit ihrem frischen, federnden Schwung am Anfang des Programms umgehend für gute Laune sorgte. Die Sinfonie Nr. 1 D-Dur (D 82) hatte Franz Schubert im Alter von 16 Jahren komponiert. Sie fügte sich damit als frühes Werk eines Komponisten bestens zum vorangegangenen Violinkonzert.
Auch Pauke und Trompete hatten hier ihren Einsatz und unterstrichen den triumphalen Charakter der „Anfangsrakete“, die im gesamten ersten Satz stetig wiederkehrt. Zärtlich und gefühlvoll gestalteten die Instrumentalisten den zweiten Satz, bei dem vor allem die leicht und geschmeidig agierenden Holzbläser gefielen. Gerahmt vom festlichen Menuetto schuf das Trio eine heiter-idyllische Atmosphäre. Flink und agil beschloss das klangstarke, humorvolle „Allegro vivace“ den gelungenen Konzertabend.