LKZ 10.4.1995

Posted by Rolf Beuchert Category: Konzertkritiken

Vielfältige musikalische Stimmungen

Von Gerd Schreiber

Verstärktes Rutesheimer Kammerorchester präsentiert schwungvoll die moderne Musik unseres Jahrhunderts

RUTESHEIM – Ausschließlich Musik unseres Jahrhunderts stand auf dem Programm beim Konzert am Samstag in der Rutesheimer Festhalle. Musik, die oft als „schrecklich“ empfunden wird, verlor in der ausgefeilten und schwungvollen Wiedergabe durch das von Mitgliedern der Schulorchester der beiden Leonberger Gymnasien verstärkte Kammerorchester seine Schrecken, zeigte sich in ihren Konturen und wohldosierten Dissonanzen als durchaus schön.
Führte die Komposition „La création du monde“ (Die Erschaffung der Welt) von Darius Milhaud 1923 in Paris zu einem wegen der darin verarbeiteten Jazzelemente zu einem Skandal, so ist es für uns heute ein spritziges, swingendes Stück, in dem sich die 17 Solisten musikalisch im Jazz-Stil ausdrücken können und es – wie im Konzert – mit Elan auch gestalten. Sehr ruhig und bestimmt führte Rolf Beuchert durch die vielfältigen rhythmischen Klippen und musikalischen Stimmungen.
Informatives Programm
Das kurze Werk des musikalischen Einzelgängers Charles E. Ives „The unanswered Question“ (Die unbeantwortete Frage) erhielt viel Farbe und Durchsichtigkeit in ihren Schichtungen durch die Postierung der Flöten auf der Empore hinter den Zuschauern. Hier, wie auch bei den anderen Werken, war das sehr fachkundig gestaltete Programm äußerst hilfreich.
Als Star des Abends konnte sich die junge Saxophonistin Nikola Lutz in dem aus dem Saxophonquartett von Alexander Glasunow arrangierten Solokonzert bewähren. Mit schlankem, warmen elastischen Ton meisterte sie technisch brillant das spätromantische Werk.
Aus dem Schulwerk von Paul Hindemith, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr noch oft im Mittelpunkt stehen wird, erklangen fünf Stücke für Streicher, wobei besonders das vierte in seiner feierlichen Grundhaltung sich durch große Kantilenen auszeichnete.
Als bissig und aggressiv, aber auch von lieblichem Schmeicheln erfüllt, zeigte sich die von Kurt Weil nach der Dreigroschenoper eingerichtete Suite für Bläser. Trotz einer Unstimmigkeit des Einsatzes war die Wiedergabe sehr different und vital, der lange begeisterte Beifall des vollen Hauses zu Recht verdient.

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