Mozart frisch und stilvoll präsentiert
Der Pianist Nils Basters und das Rutesheimer Kammerorchester
Dass der 28-jährige Nils Basters ein hervorragender Pianist ist, konnte man schon vorher wissen, wenn man z.B. sein Spiel beim Clara Haskil Klavier-Wettbewerb-Vevey im Jahr 2013 auf Youtube sieht und hört. Was es aber genau ist, was das Spiel so besonders macht, dafür lieferte sein Gastspiel mit dem Rutesheimer Kammerorchester am Samstag in der Festhalle Rutesheim weiteres Anschauungsmaterial.
Nach seinem Studium in Hamburg bei Prof. Anna Vinnitskaya und seinem Master-Recital in der Laeiszhalle Hamburg verfeinert er seit Oktober 2016 seine pianistischen Fähigkeiten im Konzertexamen bei Prof. Péter Nagy an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.
Was Mozarts Klavierkonzert KV 482 so besonders macht, stellte das Rutesheimer Kammerorchester unter der Leitung seines Dirigenten Rolf Beuchert von den ersten Takten an klar. Das sinfonisch geprägte Allegro ist klangvoll, durchaus auch pathetisch. Das Orchester und der Solist ergänzen sich in präzisem und prägnantem Spiel auf das Beste. An der Kadenz wird der Satz zum reinen Klavierstück und lässt Raum für Basters elegantes Spiel.
Im mittleren (Variations-) Satz erkennt man Mozart nicht so unbedingt wieder, er geht neue Wege. Der gewohnte Wohlklang ist fast verschwunden, macht Schlichtheit inniger Wärme, ja Zerbrechlichkeit Platz. Basters und den Streichern gelingt die vollkommene Synthese. Trotzdem, die Bläser des Orchesters dominieren hier, sie tragen das Meiste zum thematischen Geschehen bei.
Das Allegro des dritten Satzes ist eine große Geste Richtung Zuhörer, es glänzt und strahlt. Perfekt perlten da die Tongirlanden, nahezu makellos setzte Basters jede noch so zarte Verrückung der Mozart’schen Themen in Szene.
Großer Beifall, Bravorufe und eine verträumte Schumann-Zugabe.
Am Beginn des Konzertes erklang die Ouvertüre „Die Italienerin in Algier“ von Gioacchino Rossini: mit schönen Soli der Piccoloflöte, Oboe und Klarinette und großer Schlagzeugbesetzung, spielfreudig und stilsicher interpretiert.
Nach der Pause erklang Schuberts Symphonie Nr.6 – der kleinen C-Dur – wurde vor allem der Musikdramatiker hörbar: Jähe Kontraste, plötzliche Ein- und Ausbrüche von Lautstärke und Spannung. Dies alles wurde frisch und transparent und ohne grelle Übertreibungen musiziert. Das Orchester spielte nicht nur erlesen gut, Rolf Beuchert bewies dazu auch noch Stilsicherheit: Etwa in der Wahl des ruhigen Tempos für das Trio des Scherzos. Im formal und inhaltlich unergründlichen Finalsatz der Sinfonie bemühte er sich redlich die Schubertschen (Über-) Längen erträglich zu gestalten.
Die klangschön musizierte Sibelius-Zugabe verzauberte und entließ das Publikum am Ende eines eindrucksvollen Konzertabends in der voll besetzten Festhalle.