LKZ 19.11.2012

Posted by Rolf Beuchert Category: Konzertkritiken

Streicher musizieren wie aus einem Guss
Rutesheim
Das Kammerorcheter unter der Leitung von Rolf Beuchert gibt in der Festhalle ein gefeiertes Konzert

Von Alexander Walther

Wer weiß schon, dass Edward Elgars „Serenade für Streichorchester op.20“ von einer Bekannten inspiriert worden ist, die den Komponisten zu den Bayreuther Festspielen eingeladen hat? Das Rutesheimer Kammerorchester unter der Leitung von Rolf Beuchert ließ in der Festhalle den Zabher und die Vielschichtigkeit dieser Musik voll aufblühen. Gerade die klassizistischen Passagen blitzten dabei hervor, wurden aber nicht übertrieben betont. Das Streichorchester musizierte wie aus einem Guss. Die Motivzusammenhänge des dreisätzigen Werkes kamen in facettenreichen Legatobögen schön zum Vorschein.
Ausgezeichnet war der bejubelte Auftritt von Nathalie Kottucz (Marimba), die 2011 den Leonberger Jugendmusikpreis erhielt und drei erste Bundespreise bei „Jugend musiziert“ gewann. Sie besucht noch das Gymnasium in Renningen. Beim Konzert für Marimba und Streichorchester von Emmanuel Séjourné ging sie ganz aus sich heraus und bot eine Meisterleistung. Das Rutesheimer Kammerorchester begleitete sie souverän und mit sphärenhafter Leichtigkeit. Inspiriert vom Komponisten Sergej Rachmaninow beeindruckten hier vor allem die Ostinato-, Tremolo- und Pizzicato-Passagen. Nathalie Kottucz gelang es hervorragend, mit dem Orchester in elektrisierender Weise zu kommunizieren. Jazzrock- und Flamenco-Kultur waren hier ebenso herauszuhören wie die Möglichkeit der Improvistaion. Die unisono-Einsätze waren makellos.
Das Werk ist Bogdan Bacanu gewidmet, einem österreichischen Marimbaspieler, der an der Bruckner-Universität in Linz unterrichtet. Man kann hier von einer aufregenden und beeindruckenden musikalischen Begegnung sprechen, wobei die junge Solistin bereits einen ungewöhnlichen spieltechnischen Reifegrad erreicht hat.
Zum Abschluss überzeugte die präzise Wiedergabe der „Sinfonie Nr.6 in C-Dur D 589“ von Franz Schubert. Sie erklang erst knapp einen Monat nach Schuberts Tod im Jahr 1828. Hell und aufgelockert präsentierte das Rutesheimer Kammerorchester die thematische Arbeit. Jugendliches Feuer vereinte sich mit männlicher Energie. Die Vorbilder Haydn und Beethoven waren dabei immer wieder herauszuhören. Die beiden Holzbläser-Themen im ersten Satz gefielen mit klarer Intonation. Das sensible Klangideal der Romantik wurde exzellent erfasst. Die Holzbläserpoesie um die Andante-Melodie fesselten die Zuhörer ungemein. Hier und im Scherzo war Schubert als der Schöpfer der folgenden „großen“ C-Dur-Symphonie bereits deutlich erkennbar. Das mitreißende Finale konnte bei dieser gelungenen Wiedergabe die geweitete Form mühelos füllen. Sin wies das Werk mit der Fülle seiner Kraft und seines Ausdrucks deutlich in die Zukunft. Rolf Beuchert achtete bei seiner ausgefeilten Interpretation auf klare Unisono-Einsätze. So fand diese Sinfonie in der Festhalle ihren glanzvollen Abschluss.

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