LKZ 26.11.2013

Posted by Rolf Beuchert Category: Konzertkritiken

Reizvolles Frage- und Antwortspiel
Rutesheim
Beim Konzert des Kammerorchesters blitzt Mozarts Geist auf.

Von Alexander Walther

Mit seinem erfrischenden und temperamentvollen Stil hat das Rutesheimer Kammerorchester
unter der Leitung von Rolf Beuchert beim Konzert mit seinem, der sich bei Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento D-Dur KV 136 von seiner besten Seite zeigte. Der Geist der Suite blitzte hier und da auf und die Sätze reihten sich in bunter, zwangloser Folge aneinander. Reizvolle Verschränkungen der Themen und harmonische Vielschichtigkeit wurden hier herausgearbeitet. Und die freie formale Gestaltung besaß hymnischen und mitreißenden Schwung. Die melodische Entwicklung konnte man so präzise nachvollziehen. Auch die Leichtigkeit des französischen, Stils wurde nicht verleugnet.
Talentierter junger Mann
Der erst 17-jährige KilianSchwarz besucht zurzeit noch das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Leonberg und kann schon auf einen ersten Preis beim Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ sowie den „Jugend Musik Preis Leonberg“ zurückblicken. Bei Joseph Haydns facettenreich interpretiertem Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur Hob.VIIb:1 gelang es ihm eindrucksvoll, die gesangvolle Melodie der Hauptstimme zu betonen. Der schwärmerische Ton steigerte sich hier immer mehr mit leidenschaftlicher Emphase – und das Rutesheimer Kammerorchester trug den begabten jungen Solisten dabei gleichsam auf Händen. Kapriziöse Heiterkeit beherrschte den Allegro- Schlusssatz. Sonaten- und Liedformverbanden sich bei den einzelnen Sätzen in bemerkenswerter Weise. Eleganz und Grazie beherrschten das nuancenreiche Spiel von Kilian Schwarz. Der Charme des Rokoko-Zaubers strahlte auch im Rutesheimer Kammerorchester leuchtkräftig auf. Und Kilian Schwarz antwortete immer wieder mit überaus feinem, eleganten Bogenstrich.
Ein Höhepunkt des Konzerts war dann die ausgewogene, rhythmisch und klanglich bemerkenswerte Wiedergabe der vierten Sinfonie in c-Moll, der sogenannten „Tragischen“, von Franz Schubert. Tragisch ist an dieser Sinfonie aus dem Jahre 1816 allerdings nur die wehmütig-schmerzliche Adagio-Einleitung des ersten Satzes, die das Rutesheimer Kammerorchester eindringlich betonte. Nichts wirkte hier unpersönlich und blass, sondern alles bewegend und lebendig. Die Musiker spielten mit höchster Konzentration. Dynamische Kontraste wurden gut herausgearbeitet. Eine innige und berührende Gesangsseligkeit ließ den zweiten Satz mit seiner schönen Andante-Melodie zu „himmlischer Länge“ anwachsen.
Die „Tragische“ ist der Höhepunkt
Das Scherzo hatte bei dieser Wiedergabe dann viel Kraft und glühende Eigenart, die sich immer mehr verdichtete. „Tragisch“ wirkte noch einmal das stürmisch interpretierte Finale, bei dem das Rutesheimer Kammerorchester ganz aus sich herausging. Denn es gelang dem Dirigenten, die Musiker anzufeuern.
Das konzertante Frage- und Antwort-Spiel gefiel dabei ganz besonders. Auch die Aufhellung von Moll nach Dur gelang großartig. Und das aufsteigende Kopfmotiv der Celli ließ zu Beginn sogar an Beethovens Fünfte denken. Aber das Rutesheimer Kammerorchester war beim Musizieren mit dem Herzen dabei. Dadurch erhielt Schuberts Musik noch einmal eine ganz persönliche Note, die man nicht vergaß. Die kontrastreiche Dynamik setzte sich bei dieser Wiedergabe immer mehr durch. Die
Thematik wie auch die Durchführung erinnerten aufgrund ihrer schicksalhaften Ausstrahlung zuweilen an Ludwig van Beethovens fünfte Sinfonie. Der Melodiker und Lyriker Schubert meldete sich immer wieder ausdrucksvoll zu Wort – vor allem in der poetischen Holzbläserepisode des As-Dur-Andantes mit seinen farbenreichen Holzbläser-Passagen.
Das rasche Menuett erinnerte ebenfalls an ein Scherzo Beethovens. Für dieses gelungene Konzert gab es zu recht herzlichen Schlussapplaus des Publikums.

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